Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren

Unser Bild von Jugendlichen unterscheidet sich stark von dem in Bildungssystem und Gesellschaft üblichen Bild. Wir denken, dass Jugendliche nach großen authentischen Herausforderungen suchen, existenzielle Fragen reflektieren und gängige Antworten darauf in Frage stellen wollen, um sich eigene Auffassungen bilden zu können. Sie wollen Visionen für ihr Leben entwickeln, und es ist ihnen ein großes Bedürfnis, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und in ihrem sozialen Umfeld, ihrer Community aktiv mitgestalten zu können.

Wir wollen Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen und sie in ihrer intellektuellen, sozialen, moralischen und emotionalen Entwicklung bestmöglich begleiten und fördern. Deshalb folgen wir dem Konzept des Erdkinderplans, das von Maria Montessori entworfen und von zahlreichen Menschen weltweit weitergedacht und erprobt wurde. Bei uns können die Jugendlichen ihre Fähigkeiten entfalten, ihre Stärken ausbauen und in einer inspirierenden und stimmigen Vorbereiteten Umgebung ein Stück mehr in Richtung Erwachsenwerden heranreifen. Dabei sind uns folgende Bildungsmöglichkeiten und Kompetenzbereiche* wichtig:

Soziale Entwicklung

Zu lernen, Beziehungen mit anderen zu gestalten, zusammenzuarbeiten und soziale Probleme zu bewältigen.

Zu lernen, was es bedeutet, etwas zu einer Gemeinschaft beizutragen.

Die Interdependenzen innerhalb der (Welt-)Gesellschaft zu verstehen und die damit verbundene Notwendigkeit mit Erwachsenen und Gleichaltrigen zu kooperieren.

Arbeitsteilung und deren soziale und kosmische Implikationen verstehen zu können und die Vorteile einer aktiven Rolle in der Gesellschaft kennenzulernen.

Sich in einer Vielfalt von Arbeitsrollen zu erfahren, auch anderen zuliebe, und den Beginn eines sozialen Bewusstseins zu entwickeln.

Arbeit als Notwendigkeit von Handel als Bedingung menschlichen Zusammenlebens zu verstehen, ein beginnendes Verständnis von ökonomischer Unabhängigkeit und Abhängigkeit zu entwickeln.

Individuelle Interessen und Initiativen mit den Zielen einer Gemeinschaft auszubalancieren.

Die Bedeutung von Regeln und ihre Wichtigkeit für harmonisches Zusammenleben zu erfahren.

Moralische Entwicklung

Andere und deren Rollen respektieren.

Einen Sinn dafür entwickeln, dass Arbeit wichtig ist und Verantwortlichkeit in dem Sinn zu erproben, wie es auch später als Erwachsene sein wird.

Sich mit sozialen und moralischen Problemen auseinandersetzen, beispielsweise der nachhaltigen Nutzung der Natur oder der Ethik der Wissenschaften.

Individuellen Initiativen nachzugehen und sich gegenüber der selbst gewählten Arbeit verpflichtet zu fühlen.

Freude an der eigenen Entwicklung zu empfinden, die wiederum zur Entwicklung der anderen und zum Gruppenprozess beiträgt.

Die Menschheit mit ihren universalen Bedürfnissen als Ganze sehen und miteinbeziehen zu lernen.

Große philosophisch-ethische Fragen zu diskutieren, zum Beispiel wie eine bessere Welt gestaltet werden kann.

Die Entwicklung des eigenen Gewissens in Bezug auf die Werte der Gruppe und Selbstreflexion.

Kognitive Entwicklung

Gelegenheit zum Selbstausdruck eingebettet in variantenreiche Möglichkeiten wie Künstlerisches, Sprachbezogenes, Musisches und Mediales im direkten Bezug auf Projekte/Occupations und im Einbeziehen der Entwicklung der eigenen Rolle in der Gemeinschaft.

Philosophische Fragen zu Natur und Kosmos bearbeiten.

Wissenschaftliche Fragen zu Zusammenhängen in Natur und Universum bearbeiten.

Wachsendes mathematisches Verständnis im direkten Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Landwirtschaft und der Aufarbeitung von Daten aus wissenschaftlichen Beobachtungen.

Wachsende Fähigkeit sich in verschiedenen Sprachen auszudrücken und die Kompetenz zu entwickeln, Sprache als Möglichkeit zu verwenden, das Wissen von verschiedenen Kulturen und das Verständnis des Menschen zu vertiefen.

Die Fähigkeit, die Entwicklung des Lebens und die Geschichte der Zivilisation auf der Erde mit persönlichen Entwicklungen und der sozialen Entwicklung der Menschheit in Zusammenhang zu bringen.

Einen Blick auf die gesamte geschichtliche Entwicklung des Menschen zu werfen und den eigenen Beitrag zur Zukunft reflektieren.

Verständnis von interdisziplinären Zugangsweisen und der Beziehungen zwischen einzelnen Disziplinen sowie der Gesamtheit der menschlich geschaffenen Welt mit ihren Werkzeugen und Technologien.

Die Suche nach der bestmöglichen Nutzung menschlichen Wissens fortsetzen.

Emotionale Entwicklung

Der inneren Stimme zuhören können und sich zum eigenen Leben und zu den selbst gewählten Tätigkeiten berufen fühlen. 

Die Verbindung zwischen der eigenen inneren Stimme und der Menschheit verstehen.

Selbstvertrauen und Selbstsicherheit entwickeln/ausbauen und für sich selbst und andere sorgen. 

Innere Harmonie, Glück und Zufriedenheit erleben durch die Liebe zu selbst gewählten Tätigkeiten/Arbeiten, die Liebe zum Lernen/Studieren und zum Erreichen von Zielen sowie den persönlichen Beitrag zur Gesellschaft.

Hoffnung in die zukünftigen Entwicklungen der Welt erfahren und haben.

Freude an den Zusammenhängen zwischen dem eigenen Leben und der Geschichte der menschlichen Kultur empfinden und erkennen, wie wichtig es ist, diese Kultur zu pflegen und weiterzutragen.

Freiheit in der spontanen Zusammenarbeit mit anderen in harmonischer Verbindung mit der Natur.

Das Gefühl entwickeln/pflegen, dass die Menschen im Kosmos/Universum eine Rolle zu spielen haben.

Das Gefühl entwickeln/pflegen, zur Weltgemeinschaft der Menschen und zur Erde zu gehören

Die Verbindung von Selbstkontrolle, Kreativität, Ästhetik und Produktivität im Zusammenhang mit dem Handwerk und praktischen Erfolgen beim Arbeiten erleben.

Das Gefühl zu entwickeln, interne und externe Veränderungen in der eigenen Persönlichkeitsentwicklung und der Entwicklung der Sozialkompetenz mitgestalten und aktiv kontrollieren zu können.

Das Gefühl gebraucht zu werden erleben und zu verstehen, dass es für den Menschen vielfältig nutzbare Kräfte durch die Möglichkeit der Adaption gibt.

Das Vertrauen in und den Glauben an die Fähigkeit des Menschen, Probleme zu lösen und das Verständnis spiritueller Quellen des Lebens, um Notzeiten bewältigen zu können.


* Übersetzt aus Kahn, David (2000): The Third Plane of Development (12 – 18) in AMI Journal 2017 – 2018, S. 39 – 44